Der falsche Fräser

Den ganzen Abend wurde über die Einbrüche geredet. Die Heldentaten der jungen Männer übertrafen die Maßnahmen der Alten im Friseursalon. Man stellte sich alleine den Verbrechern entgegen, war gewappnet mit verschiedenen Varianten, vorbereitet auf den Kampf, der ein harter sein würde, denn die anderen wurden mit jedem Bier größer, stärker und gerissener. Der Musik wegen waren sie ursprünglich gekommen, nun aber langweilten sich die Mädchen und die Helden prahlten. Sie begannen zu streiten und Bob hatte Mühe, sie auseinander zu halten. edition lichtung, Viechtach ISBN 3-929517-55-8 www.lichtung-verlag.de

Pressestimmen:

Nürnberger Nachrichten:

„Der Kriminalfall, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wird in fesselnden Szenen erzählt. Der Stoff, den Wolfgang Sréter aufleben lässt ist von nicht zu übersehender Aktualität und sozialer Brisanz … „

Bayerische Staatszeitung:

“Was gefangen nimmt ist das gelungene Zeitportrait jener Aufbruchsjahre nach dem Krieg in der niederbayerischen Provinz. Geradezu als Vorlage für ein Drehbuch lesen sich die Szenen aus dem Jazzclub, dem Kolonialwarenladen Hasenöhrl, den Kleine-Leute-Wohnküchen. Wo also sind die Filmer, die sich auf diesen Stoff stürzen?”

Bayerischer Rundfunk:

“Sucht man nach dem Beginn des Konsumrausches, der die bundesrepublikanische Gesellschaft nun schon seit Jahrzehnten erfasst, muß man zum beginnenden Wirtschaftswunder zurückgehen. Zu dieser Zeit spielt Wolfgang Sréters Erzählung, die vor allem durch ihr stimmungsvolles Zeitkolorit auffällt.”

Augsburger Allgemeine:

“Den Krimi um den falschen Fräser fädelt Wolfgang Sréter lässig durch seine Geschichte, in deren Zentrum nicht der eigentliche Dieb steht, sondern vielmehr eine kleine Gesellschaft von gestrandeten und vom Schicksal gebeutelten Menschen, wie sie nur der Krieg hinterlassen kann.”

Passauer Neue Presse:

“Der Autor schildert genau, benutzt den Kriminalfall als Vehikel. In kleinen Begebenheiten ersteht ein Gemälde einer Ära. Kurze, klare Prosa, ohne Schnörkel …”

Textauszug:

Im Keller seiner Schmerzen schlugen die Wassermassen über Leopold zusammen. Er wälzte sich im Bett, die Handflächen gegen die Beckenknochen gepresst. Ganze Stadtviertel versanken in seinen Fieberträumen. Hühner und Schweine trieben die Flüsse hinunter, kreiselten in den Wirbeln der Kehrwasser, Straßen wurden zu Kanälen, in denen sich provisorische Stege auflösten in einzelne Bretter, die an Hausecken wieder zusammengetrieben wurden. Die Menschen retteten sich in die oberen Stockwerke ihrer Häuser und spähten ratlos durch die Dachluken hinaus auf ein Meer, das sie, die am Fluss Lebenden, nur aus Erzählungen kannten.

Leopold sah das Kaffeeservice seiner Großmutter zum Fenster hinaustreiben. Die Kaffeekanne lag schräg im Wasser, als würde ihr der Abschied schwer fallen von all den Strudeln und Kuchen, die neben ihr auf den Zwiebelmustern gelegen hatten, an Sonn- und Geburtstagen, bei Taufen, Kommunionsfesten, Firmungen, Verlobungs-, Hochzeits- und Totenfeiern, an Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen, Weihnachten und Neujahr. Leopold stöhnte, sein Körper bog sich. Die Nierensteine brannten. Drei Tage war er zwischen den Koliken im Treppenhaus auf und ab gehüpft in der Hoffnung, die Steine würden zerfallen und als Grieß im blutigen Urin abgehen. Nun war er mit seiner Kraft am Ende. Er bat um die Spritze, die er bisher verweigert hatte, und der Doktor zitterte in die Vene, verpasste dem Klavierspieler Leopold zwei zwetschgenblaue Unterarme.

Der Falsche Fräser
edition lichtung, Viechtach
ISBN 3-929517-55-8
www.lichtung-verlag.de