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[Zurück zur Übersicht]München - Kein Platz für den Maestro
Gefördert durch das Kulturreferat der Stadt München. Gäbe es heute vielleicht eine in aller Welt gespielte Münchensymphonie, wenn Wolfgang Amadeus Mozart nicht das Pech gehabt hätte, bei seiner Bewerbung dem Kurfürsten in einem Moment vorgestellt zu werden, als Max III. Josef in Gedanken schon auf der Wildschweinjagd war? Anstatt nach Wien zu gehen, hätte er wahrscheinlich als bayerischer Hofkomponist der Stadt alle Ehre gemacht. Wäre Casanova in der Residenzstadt geblieben, bei den Damen am Hof wegen seiner Verführungskünste und bei den Herren wegen seiner Spielleidenschaft ein gern gesehener Gast gewesen, wenn sein Begleiter, der Mönch Balbi, der mit ihm die tollkühne Flucht aus den Bleikammern Venedigs gewagt hatte, hier ein Schutzrecht bekommen hätte? Wäre der grandiose Theaterautor Oskar Panizza trotzdem in einer Nervenheilanstalt gelandet, wenn ihn das Landgericht München nicht wegen seines Stückes „Das Liebeskonzil“ unrechtmäßig zu einem Jahr Einzelhaft verurteilt hätte? In welch boshaft-absurder Weise hätte Karl Valentin die 50er Jahre begleitet und kommentiert, wenn er nicht an einem Nachkriegsrosenmontag völlig vergessen und ausgezehrt gestorben wäre? Musik: Rudolf Gregor KnablKURFÜRST Ja wos, der Mozart? Völlig weg von Salzburg? Völlig weg?
MOZART Völlig weg, Euer Kurfürstliche Durchlaucht.
KURFÜRST Ja, warum denn? Hätts enk zkriagt?
MOZART Ey Beileibe, Euer Kurfürstliche Durchlaucht, ich habe nur um eine Reise gebeten, aber sie ist mir abgeschlagen worden, mithin war ich gezwungen, diesen Schritt zu machen; obwohlen ich schon lange im Sinn hatte wegzugehen, denn Salzburg ist kein Ort für mich, ja ganz sicher. Salzburg nicht!
KURFÜRST Mein Gott, Sie junger Mensch. Aber der Vater ist noch in Salzburg?
MOZART Ja, Euer Kurfürstliche Durchlaucht, ist immer noch in Salzburg.
Ich bin schon dreimal in Italien gewesen, hab schon drei Opern geschrieben, bin Mitglied der Akademie in Bologna …
KURFÜRST Ja wos?
MOZART ... habe sogar müssen eine Probe ausstehen, wo viele Maestri vier bis fünf Stund gearbeitet und geschwitzt haben. Ich hab es in einer Stund verfertigt!
Dies mag ein Zeugnis sein, dass ich imstande bin an einem jeden Hofe zu dienen. Mein einziger Wunsch ist aber, Euerer Kurfürstlichen Durchlaucht zu dienen, der selbst …
KURFÜRST Ja, mein liebes Kind, es ist kein vakantes Pösterl da.
Mir ist leid, wenn nur ein vakantes Pösterl da wär.
MOZART Ich versichere Euerer Kurfürstlichen Durchlaucht, ich würde München gewiss Ehre machen.
KURFÜRST Ja das nutzt alles nix!
EIN HÖFLING So eine Blamage, so eine Blamage. Das hat doch keiner wissen können. Vor zwei Jahren, da hams den Mozart im Redoutenhaus an der Prannergasse gfeiert.
Geschrien ham‘s nach ihm, ein Getös mit Klatschen und Viva Maestro schrein. Viva Maestro. Viva Maestro. Die Kurfürstin, ich hab‘s genau beobachtet, hat ihm aus der Loschen sogar zugwinkt.
Und jetzt? Curios. Eine Abfuhr sondersgleichen. Der geht nach Wien, des kann ich heut schon sagen! Der geht nach Wien. Ich setz immer auf die falschen.