Das Iwanbrettl

Die Menschen im Wald um Passau und der Wald selbst – das sind die Themen dieses Erzählbandes mit Skizzen von Rudolf Klaffenböck. Menschen, die auf den Friedhof ziehen, weil man auf dem Friedhof nicht sterben kann. Weil der Friedhof der einzige Platz ist, der den Menschen noch gehört. Oder Menschen, die sich so sehr an den großen Regen gewöhnt haben, der ohne Unterlass über Jahre hinweg fällt, dass sich nur noch wenige daran erinnern können, dass es auch einmal anders gewesen ist. Die Wucht der Ereignisse, die sich auch im Erzählen niederschlägt, drückt schwer. Sie lassen nur eine schmale Lücke, dass es auch anders sein könnte. Skizzen: Rudolf Klaffenböck Allraith-Verlag ISBN 3-923616-08-2

Pressestimmen:

´Das ´Iwanbrettl´ enthält 14 zum Teil bitterböse Geschichten über die alltäglichen Möglich- und Unmöglichkeiten seiner niederbayerischen Heimatstadt Passau. Die Welt Wolfgang Sréters ist in eine große Watte von Gleichnissen und Satire gepackt. Sréters satirische Attacken werden dabei unterstützt von Rudolf Klaffenböck, dem vieldiskutierten Passauer Kabarettisten und Filmemacher, der einige archaisch anmutende Schwarz-Weiß-Skizzen zum buch beisteuerte.

Süddeutsche Zeitung:

... Spitzige Feder und bissige Worte …

Passauer Neue Presse

Textauszug:

Als ich am Nachmittag des Heiligen Abends das steile Ilzufer hinaufrutschte, durch die dunklen Tannen tastend wie ein Blinder, dem der Stern Bethlehems vergebens leuchtet, war ich durchfroren bis auf die Knochen. Es war keiner dieser sagenhaften Bayerwaldwinter, kalt, trocken und windig, mit Unmengen von gepresstem Schnee auf den Ästen, denn seit einer Woche regnete es, und von der Schneedecke waren nur noch schmutziggraue Flecken übrig. Die letzten Meter kroch ich auf allen Vieren. Ich sehnte mich nach einem doppelten Bärwurz in der Schlossgaststätte, auf deren Eingangstreppe ich schließlich wieder sicheren Schritts zusteuerte.

Die Gaststube war leer. Ich setzte mich an den Kachelofen, dem Christbaum gegenüber. Meinen Mantel behielt ich an, denn der Raum war saukalt. Nur die dicke Wollmütze nahm ich ab, drehte sie aber, noch unschlüssig, in beiden Händen. Hinter der Theke tauchte eine zähe Gestalt auf und wischte sich die Hände an einem schwarzbraunen Schurz. Dann zog sie zwei Schnapsgläser aus einer Schublade, stellte eine Flasche Bärwurz auf ein Tablett und servierte beides hoch über dem Kopf wie eine Lage Champagner.

„Du brauchst mehr als einen Doppelten!“ sagte Alois Haselbeck, zwickte dabei meine linke Wange, zuckte fast unmerklich, aber gekonnt mit seinem Schnurrbart und hockte sich neben mich. Kaum eine Stunde später hatten wir unsere Hemden offen bis zum Bauch, denn der Schnaps peitschte unser Blut, und Alois war mittendrin in der Geschichte vom Iwanbrettl, die in dieser Gegend, neben der Geschichte von den Hirten auf dem Felde, der Erscheinung der Engel und den Drei Heiligen Königen, schon jeder einmal erzählt bekommen hat.

Das Iwanbrettl
Allraith-Verlag
Skizzen Rudolf Klaffenböck
ISBN 3-923616-08-2